2008: Pyrenäen & Südfrankreich

2008: Pyrenäen & Südfrankreich

Der Aufbruch

Morgens früh um halb acht traf sich die Fahrtengruppe vor unserem Gruppenraum. Schnell wurden alles Gepäck und die Lebensmittelvorräte in den VW-Bus gepackt, die Eltern verabschiedet, sodass wir pünktlich um acht losfahren konnten. Einige Stunden waren wir bereits zügig vorangekommen, als wir plötzlich, kurz nach einer Rast, feststellten, dass wir einen Platten hatten! Doch das war kein Problem für Riccardo und Dennis-Michael, die im Handumdrehen den Ersatzreifen anmontierten. Nach einem Abstecher zu einer Werkstatt, fuhren wir bis zum „Backhäusle“ in Weissach durch, wo uns Andreas mit leckeren Brezeln erwartete.

Am nächsten Tag fuhren wir schon auf französischen Straßen und nach einer Nacht im Zentralmassiv kamen wir am Nachmittag des dritten Tages endlich in den Pyrenäen an. Dort entdeckten wir zwischen den Bergen einen Sonnenofen, eine riesige Spiegelanlage, mit der das Sonnenlicht auf einen Punkt konzentriert werden kann, wobei ungeheure Temperaturen entstehen. Kurz darauf erreichten wir den Zeltplatz vor dem „Lac des Bouillouses“, der der Ausgangspunkt unserer Wanderung sein sollte.

Die „Tour de Carlit“

Die Sonne hatte es kaum über die Berggipfel geschafft, als wir die Serpentinen zum Stausee hochfuhren. Dort angekommen frühstückten wir, verteilten das Gruppengut und die Kohtenbahnen und studierten unsere Wanderkarte. Das war ein ganz schön anstrengendes Stück, das vor uns lag! Nachdem wir am idyllischen See vorbeigewandert waren, durchquerten wir ein langes Tal, durch das sich ein Fluss schlängelte und an dessen Ende die „Porta della Grava“ wartete – ein steiler Pass mit immerhin 400 Metern Höhe, auf dessen Gipfel sich uns ein herrlicher Ausblick auf den „Lac de Lanoux“ bot. An einem seiner Zuflüsse fanden wir einen wunderbaren Kohtenplatz, an dem wir uns von des Tages Mühen ausruhen konnten.

Am zweiten Tag schlugen wir unabsichtlich einen kleinen Umweg ein, der uns aber im angenehmen Bergschatten am Carlit-Massiv entlang und schließlich, an rauschenden Kaskaden vorbei, zu einem Badesee führte, der alle Ambitionen an diesem Tag weiterzuwandern in seinem kühlen Nass ertränkte. Schließlich würde der kommende Tag schwer genug werden.

Nach einigen schnellen Kilometern auf einer Straße erreichten wir am dritten Tag das Dorf Porté-Puymorens, das am Fuße des „Col de l’Homme Mort“ liegt, auf den wir hinauf mussten. In engen Serpentinen schlängelte sich der schmale Weg die 800 Höhenmeter hinauf und wollte kein Ende nehmen. Auch Wasser fanden wir dort nirgends, was uns bei der Hitze zunehmend zur Sorge wurde. Kurz bevor wir den Gipfel erreichten, kamen wir aber an eine Lichtung, von der aus wir nicht weit das Rauschen eines Baches vernahmen. Sofort ließen wir unsere Rucksäcke ins Gras fallen und eilten hin. Nach einer längeren erfrischenden Pause brachten wir auch die letzten Höhenmeter hinter uns und erreichten unser Tagesziel.

Was wir am vorherigen Tag heraufgestiegen waren, stiegen wir am nächsten Morgen wieder hinunter, vorbei an Pferdekoppeln und über weite Wiesen. Die Sonne stach vom Himmel und bis zum nächsten Dorf, wo wir auf einen Brunnen hofften, war es weit. Schließlich erreichten wir erschöpft Fanès und erfrischten uns dort an einer gefassten Quelle. Erst als wir fernes Donnergrollen hörten, wanderten wir weiter, während Wolken uns drohend begleiteten. Bis zum späten Nachmittag aber ließen sie uns in Ruhe und wir machten Rast in einem Dorf, in dem wir uns aus der Épicerie Limonade und Gebäck holten. Anschließend wollten wir einen Kohtenplatz suchen, aber die Natur machte uns einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich öffnete der Himmel alle seine Schleusen und ein Gewitter brach über uns herein. An ein Weiterwandern war nicht zu denken. Stattdessen suchten wir Schutz unter unseren Ponchos und Regenjacken, mit denen wir uns an den Straßenrand setzten. Nachdem es bereits lange Zeit geregnet hatte, entdeckte Dennis-Michael in einiger Entfernung hinter Bäumen eine Imker-Hütte, in der wir uns flugs unter stellten. Zum Glück war es noch ein wenig hell, als es schließlich aufhörte zu regnen, sodass wir wenige hundert Meter weiter gut die Kohte aufbauen konnten.

Am fünften und letzten Tag flogen die Kilometer nur so dahin und alle waren froh, als wir am Ende unseren Bus durch die Bäume blitzen sahen. Den nächsten Tag verbrachten wir mit Wäschewaschen, Spielen und Ausflügen, wobei wir uns gut von den Strapazen erholten.

Ausflug nach Andorra

Das „Kaufhaus Europas“ hat sich seinen Beinamen verdient. Inmitten unberührter Berglandschaften erheben sich plötzlich Park- und Kaufhäuser, Hotels, Tank- und Baustellen und an den Straßen reihen sich nur so die Autos. Kaum verlässt man so eine Stadt aber wieder, sieht man nichts als Berge. Wir staunten oft über diese groteske Kombination, während wir fuhren. Schließlich erreichten wir eine Seitenstraße, von der aus wir unsere kleine Wanderung zu den „Estanys de Tristaines“ begannen. Nach zwei kurzen, aber heftigen Anstiegen erreichten wir den ersten der drei Seen und schlugen dort die Kohte auf.

Nachts schreckten uns ungewonte Geräusche aus dem Schlaf: Eine Herde von Pferden hatte unser Zelt umzingelt! Ein Pony hatte schon fast seinen Kopf durch den Eingang gesteckt, als Siegfried mutig aufstand und die neugierigen Tiere mit lautem Rufen vertrieb. Kurz darauf brach auch noch das Kohtenkreuz! Natürlich sprangen sofort alle sieben Leute auf und halfen, es zu reparieren … nun, leider stimmt das nicht ganz. Doch auch zu dritt gelang es Siegfried, Dennis-Michael und Christopher, die gebrochene Stange leise auszutauschen, ohne die anderen ausversehen zu wecken.

Am nächsten Morgen brachte die Sonne Licht und weiße Wolken aus dem Tal herauf. Nur die mutigsten von uns wagten es, im eiskalten Wasser des Sees ein morgendliches Bad zu nehmen, bevor wir nach einem kurzen Ausflug zu den anderen Seen wieder hinab zu unserem Bus stiegen.

Carcassonne

Wir kamen uns vor als wären wir in eine längst vergangene Zeit zurückgereist, als wir die dicken Mauern, Zinnen und Türme der tausend Jahre alten Festung von ferne sahen. Um hineinzugelangen, mussten wir durch schmale Gassen hindurch und enge Treppen hoch steigen. Schließlich konnten wir durch die großen Tore gehen, die jahrhundertelang feindlichen Heeren trotzten. Im Inneren von Carcassonne befanden sich zahlreiche Souvenirshops, Cafés, Restaurants und Mittelalterläden. Jahrhundertelang trotzten die Tore den Heeren, doch den Touristen konnten sie schließlich nicht mehr standhalten.

Mit unserem Wimpel voran durchquerten wir Carcassonne, liefen auf den Mauern entlang und entdeckten die Festung.

Endlich geht’s ans Mittelmeer!

Nach so viel Wandern und Kultur fühlten wir uns bereit, uns ein paar Tage Urlaub am Mittelmeer zu gönnen. So fuhren wir nach Narbonne-sur-plage und verbrachten viel Zeit am Strand, wo wir badeten, mit der Indiaca spielten, in der Sonne faulenzten und uns ausruhten.

Selbstverständlich durfte ein Tagesausflug nach Narbonne nicht fehlen, wo wir in den historischen Markthallen saftige Pfirsiche kauften und anschließend das Rathaus und die imposante Kathedrale besichtigten.

Doch nach drei Tagen reichte uns der Strand und wir machten noch einen letzten Abstecher ins Zentralmassiv, bevor es endgültig wieder nach Hause ging.

Zurück nach Hause …

Wie Eis glitzerten die weißen Tropfsteine in der „Grotte de la Clamouse“. Riesige Räume und schmale Gänge formten den Weg, der sich durch diese außergewöhnliche Höhle bahnte. Außer zu dieser Höhle machten wir auch einen Abstecher zur berühmten Tarn-Schlucht, wo wir noch einmal Baden gingen. Am Tag darauf verließen wir Frankreich wieder und nach einer Nacht im Schwarzwald kamen wir zu Warle-Hof, wo wir uns unser bereits (fast) traditionelles Fahrten-Abschluss-Essen zubereiteten: Hamburger mit Pommes!

Schließlich kamen wir voller neuer Eindrücke und glücklich zurück nach Berlin.

Christopher